Die beste Energie ist die, die nicht verbraucht wird

Die Telefone im Service Center der Stadtwerke Meerbusch laufen nach wie vor heiß, und auch per Mail stellen Bürger:innen viele Fragen zur Versorgung mit Erdgas. Die Stadtwerke haben die wichtigsten Fragen und Antworten für die Leserinnen und Leser zusammengestellt.

Besteht die Gefahr, dass meine Familie von einem auf den anderen Moment kein Gas mehr bekommt und die Wohnung kalt bleibt?

Diese Gefahr besteht nicht. Erstens liegt derzeit keine Mangellage vor. Zweitens gibt es euro­paweit geltende gesetzliche Bestimmungen, die unter anderem Haushaltskunden im Falle von Versorgungsengpässen beson­ders schützen. Zu den geschützten Kunden gehören auch soziale Dienste wie Krankenhäuser, Altenheime und Feuerwehr.

Zwar hat das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) kürzlich die Frühwarnstufe im sogenannten nationalen Notfallplan Gas ausgerufen. Das ist jedoch vor allem eine wichtige Maßnahme zur Vorsorge. Denn im Falle einer Unterbrechung von Gaslieferungen müssen alle Akteure wissen, was zu tun ist und das auch schnell umsetzen.

Haben die Stadtwerke Meerbusch eigene Gasspeicher?

Nein, die allermeisten Stadtwerke in Deutschland verfügen nicht über eigene Gasspeicher. Es gibt in Nordrhein-Westfalen lediglich einen Erdgasspeicher bei Gronau, den 16 kommunale und kommunalnahe Gesellschafter gemeinschaftlich kommerziell betreiben. Aber das ist hierzulande die Ausnahme.

Warum kaufen die Stadtwerke nicht einfach nur Gas aus Ländern wie Norwegen oder den Niederlanden?

Alle Energieversorger kaufen an den Märkten bestimmte Mengen an Erdgas, keine Lieferungen aus einzelnen Ländern. Mit anderen Worten: Wir haben keinen Einfluss darauf, woher das Gas tatsächlich stammt.

Empfehlen Sie mir als Verbraucher:in, meine monatliche Abschlagszahlung für Gas zu erhöhen?

Wir gehen davon aus, dass die Preise für Gas in den kommenden Monaten weiter steigen werden und die Beschaffungsmärkte sehr volatil bleiben. In der aktuellen Situation ist es sicherlich sinnvoll für unsere Kunden:innen, über eine Erhöhung des Abschlags nachzudenken. Das gilt übrigens auch für Strom. Im Service Portal der Stadtwerke können Sie sich über Ihren aktuellen Abschlag informieren und ihn mit wenigen Klicks anpassen. Sie vermeiden damit, am Ende Ihres Verbrauchsjahres eine hohe Nachzahlung leisten zu müssen.

Hat es überhaupt einen Effekt, wenn ich als einzelner Haushalt Gas spare?

Unbedingt! Mehr denn je gilt: Die beste Energie ist die, die nicht verbraucht wird. Wenn viele Haushalte Energie einsparen, sind die Effekte beachtlich. Würden wir alle die Raumtemperatur in deutschen Wohn- und Nichtwohngebäuden um nur zwei Grad senken, ließen sich rund zehn Prozent des russischen Erdgases einsparen – so eine Berechnung des Umweltbundesamts (UBA). Auf der Webseite der Stadtwerke finden Sie eine Fülle an konkreten Spartipps, die Sie direkt umsetzen können.

Wie schätzen die Stadtwerke die Entwicklung der Preise ein?

Wir gehen davon aus, dass die Preise auf einem hohen Niveau bleiben und sogar weiter steigen könnten, je nachdem, wie sich die militärischen und politischen Auseinandersetzungen entwickeln. Ein Zurück auf Preise, wie wir sie 2019/2020 hatten, wird es aus Sicht der Stadtwerke auf absehbare Zeit eher nicht geben.

Die Expert:innen der Stadtwerke beobachten die Beschaffungsmärkte natürlich sehr genau; sobald sich die Lage entspannt und wir zu günstigeren Konditionen einkaufen können, werden wir die Preise für unsere Energieprodukte auch wieder senken.

Behalten die Langzeitverträge mit Zusicherung stabiler Preise ihre Gültigkeit?

Viele unserer Kundinnen und Kunden haben Langzeitverträge mit ein- oder zweijähriger Laufzeit. Das bedeutet mehr Planungssicherheit, sowohl für die Verbraucher:innen als auch für die Stadtwerke. Für diese Langzeitverträge gilt eine sogenannte eingeschränkte Preisgarantie. Das heißt, dass lediglich steigende Steuern den Preis verteuern können. Davon abgesehen, können Sie sich nach aktuellem Stand auf stabile Preise verlassen.

Was kann ich als Bürger:in tun, wenn ich die Preise nicht schultern kann?

Die Stadtwerke lassen ihre Kund:innen nicht im Regen stehen. Sollte es für Ihren Haushalt trotz der Entlastungen durch den Bund eng werden, rufen Sie uns bitte an. Unsere Kolleg:innen im Service Center besprechen mit Ihnen jederzeit die Abschlags- und Zahlungsmodalitäten (Sie erreichen uns dort montags, mittwochs und freitags von 9 bis 17 Uhr). Es ist unser Ziel, für jede schwierige Situation eine Lösung zu finden.

Kann die Umstellung von L- auf H-Gas, die derzeit in Meerbusch technisch vorbereitet wird, gestoppt werden?

Ein Stopp der Umstellung ist technisch leider nicht möglich. Aktuell fließt das aus den Niederlanden stammende L-Gas noch in sechs Bundesländern, darunter auch in NRW. Da die Vorkommen dieses Erdgases jedoch nahezu ausgeschöpft sind, haben alle Ener­gieversorger vor zwei Jahren damit begonnen, die technischen Umstellungen auf H-Gas zu planen. Dieses H-Gas stammt aktuell zum Teil aus russischen Vorkommen.

Forcieren die Stadtwerke mit Blick auf die aktuelle Situation den Ausbau erneuerbarer Energien?

Ja, das ist definitiv der Fahrplan der Stadtwerke. Und das haben wir auch bislang schon gemacht, etwa durch Photovoltaik-Projekte vor Ort und durch Investitionen in Windparks. 2021 haben wir beschlossen, weiter in größere Projekte im Bereich der erneuerbaren Energien zu investieren. Darüber hinaus werden wir auch in Zukunft konsequent an der Wärmewende in unserer Region arbeiten.

Wie bereiten sich die Stadtwerke auf Not-Szenarien vor?

Aktuell beschäftigen wir uns intensiv mit Notfallkonzepten – also damit, was zu tun ist, wenn Erdgas Mangelware wird. Dazu gehört unter anderem, dass wir Kunden aus der Industrie bereits darüber informiert haben, was konkret bei einer möglichen Abschaltung geschieht. Denn bei einer sogenannten Mangellage sind diese Industriekunden nicht ausdrücklich geschützt. Private Haushalte hingegen gehören ebenso wie Krankenhäuser, soziale Einrichtungen, Feuerwehren zu den geschützten Kunden.

Sind die Stadtwerke an das Krisenteam im Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) angebunden?

Der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BVEW) und die Bundesnetzagentur sind Teil des Krisenteams des BMWK. Der BVEW vertritt in Deutschland mehr als 1.900 Unternehmen, so auch die Stadtwerke Meerbusch.

Beschaffen die Stadtwerke Gas auf Vorrat?

Wir beschaffen die Mengen an Gas, die unserem Absatzpotenzial entsprechen. Gas auf Vorrat zu kaufen oder mehr Mengen zu beschaffen, als wir benötigen, ist wirtschaftlich nicht sinnvoll.

Könnten die Stadtwerke ihre gasbetriebenen Heizwerke auf Öl umstellen?

Technisch ist es möglich, einzelne Anlagen zur Wärmerzeugung umzustellen. Allerdings ist das mit erhöhtem Aufwand verbunden und komplex in der Umsetzung. Hinzu kommt, dass im Fall einer deutschlandweiten Notsituation alternative Energieträger auch schnell knapp würden. Es ist Teil unserer Notfallkonzepte, wie wir bei einer allgemeinen Zuspitzung der Situation mit den gasbetriebenen Heizwerken umgehen.

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