11. Dezember 2019 Strompreise richtig vergleichen Einmal im Jahr, da liegt sie im Briefkasten: die Stromrechnung. Für viele ein Grund, sich mit dem Thema ‚Stromlieferung‘ umfassender zu befassen. Aber wie behält man den Überblick bei so vielen am Markt befindlichen Tarifen? Wir zeigen Ihnen wie es geht. Worauf Sie bei der Tarifwahl achten sollten Seit der Öffnung des Marktes kann jeder heutzutage leicht und stressfrei im Internet seinen Strom- oder Gasanbieter wechseln. Oft nutzen Verbraucher für einen vermeintlich bequemen Vergleich ein Vergleichsportal im Internet. Potentiellen Kunden wird mithilfe ausgeklügelter Boni und immer neuer Tarifmodellen ein hohes Einsparpotential suggeriert. Ein paar Angaben genügen, und schon erscheint auf dem Bildschirm eine Liste verschiedenster Anbieter, sortiert nach dem günstigsten Preis. Der Teufel steckt hier im Detail. Oft hebt sich die vermeintliche Ersparnis durch einen hohen Neukunden- oder Onlinebonus durch eine Preissteigerung im zweiten Vertragsjahr auf. Wir zeigen Ihnen hier, worauf Sie bei einem Anbietervergleich unbedingt achten sollten. Automatische Voreinstellung im Vergleichsportal Den meisten Vergleichsportalen liegt der Grundversorgungstarif als Berechnungsgrundlage für den Tarifvergleich im Internet zugrunde. Dabei handelt es sich bei diesem Tarif um einen wichtigen Baustein der Versorgungssicherheit. Immer dann, wenn ein Stromkunde nicht mehr von seinem Anbieter versorgt wird, springt der lokale Grundversorger ein. So bleibt kein Stromkunde im Dunkeln, auch wenn der von ihm gewählte Anbieter ihn z.B. aus wirtschaftlichen Gründen nicht mehr mit Strom beliefern kann. Dabei ist die Grundversorgung ein Sicherheitsnetz für alle Stromkunden und damit häufig einer der teuersten Stromtarife. Genau deshalb wird er als Berechnungsgrundlage beim Tarifvergleich von Vergleichsportalen herangezogen. Angezeigt wird dann ein Einsparpotential, das weitaus höher liegt als beim Vergleich mit dem bestehenden Tarif. Unser Tipp: Achten Sie auf die automatische Voreinstellung des Anbieters. Wird wirklich Ihr Anbieter als Lieferant für den Vergleich angezeigt? Außerdem: Welcher Tarif wird Ihnen vom Vergleichsportal vorgeschlagen? Werden Äpfel mit Birnen verglichen? Angebot prüfen und Konditionen hinterfragen Für Verbraucher, die beim Stromverbrauch sparen möchten, ist es also wichtig ein Angebot zu erhalten, das transparent ist und bei dem sich die einzelnen Vertragsbedingungen gut vergleichen lassen. Deshalb sollte der nächste Klick immer auf die Tarifauswahl gehen. Hier erhalten Sie detaillierte Infos nicht nur über den Preis, sondern auch die Laufzeit, die Kostenentwicklung im zweiten Vertragsjahr, Ihre Abschlagshöhe und wann ggf. ein Bonus ausgezahlt wird. Vergleichen Sie insbesondere die vom Vergleichsportal vorgeschlagene Strommenge mit Ihrem aktuellen Verbrauch. Sind 2.500 kWh für einen 2-Personen-Haushalt realistisch? Achten Sie darauf, ob evtl. Netto- und Bruttopreise verglichen werden. Zuletzt noch ein Blick auf die Abschlagshöhe. Wird Ihnen die monatliche Abschlagshöhe für zwölf Abschläge angezeigt oder für elf? Rechnen Sie ihn für ein Jahr. Unser Tipp: Prüfen Sie die Vertragsbedingungen genau. Achten Sie insbesondere auf den Kostenverlauf. Sind Ihre Jahreskosten im zweiten Jahr deutlich höher als im ersten und hebt sich dadurch die ausgerechnete Ersparnis vielleicht wieder auf? Gibt es einen Bonus und wenn ja, wann? Es gibt verschiedene Boni-Modelle: Bonus für Neukunden, für den Sofort-Abschluss, für den Online-Abschluss. Mitunter sind sie an Vorkassezahlungen gebunden. Fast immer werden sie aber erst nach dem ersten Jahr verrechnet. Bewusst machen sollte man sich, dass diese Tarife nach dem ersten Jahr oder der ersten Laufzeit teurer werden können. Die Einsparungen kommen also nicht sofort beim Kunden an, zumal auch die monatlichen Abschläge oft ohne die Berücksichtigung des Bonus gezahlt werden. Häufig heben sich die Einsparungen durch den Bonus im zweiten Vertragsjahr wieder auf. Mit anderen Worten: Für die Stromlieferung wird vom Kunden monatlich gezahlt, der Vertrag darf aber nicht vor Ablauf der Mindestlaufzeit beendet werden; sonst wird der Bonus nicht gezahlt. Beachten Sie, dass hier die Kündigungsfristen zumeist bei drei Monaten liegt. Für einen transparenten Online-Vergleich können Sie Anbieter mit Bonuszahlungen ausschließen. Die besonders günstigen Stromtarife mit Bonuszahlungen werden dann zwar nicht angezeigt, aber Sie erhalten eine Übersicht über Ihr tatsächliches Einsparpotential. Wir selbst bieten keine Boni an, da unsere Unternehmensphilosophie eine Gleichbehandlung von Neu- und Bestandskunden vorsieht. Unser Tipp: Prüfen Sie, ab welchem Zeitpunkt ein im Angebot ausgewiesener Bonus ausgezahlt wird. An welche Bedingungen ist er geknüpft? Kann der Anbieter nach der ersten Laufzeit den Preis deutlich erhöhen? Ganz wichtig: Keine Verträge mit Vorauskasse abschließen. Wie finde ich einen seriösen Anbieter? Grundsätzlich handeln die Vergleichsportale im Internet nicht uneigennützig. Allein in 2018 hat Branchenriese Verivox einen Gesamtumsatz von 56 Millionen Euro gemacht (Quelle: Zeit Online). Sie finanzieren sich durch den Verkauf von Werbeplätzen und auch durch erfolgreiche Vertragsabschlüsse, für die die Stromanbieter den Portalen Provision zahlen. Die Insolvenz von Anbietern wie TelDaFax, FlexStrom und in 2019 der BEV zeigen deutlich, dass manche Angebote mit Vorsicht zu genießen sind. Welches also sind die Faktoren, auf die Verbraucher bei einem Vergleich noch achten sollten? Unser Tipp: Die Tarifrechner der Portale sind immer nur eine Orientierung. Lesen Sie die Lieferbedingungen genau, auch das Kleingedruckte. Ist ein kompetenter Partner erreichbar, der mit Rat und Tat zur Seite steht?