9. Dezember 2022 Aktuelles | Energiemarkt | Über uns Sie fragen – unser Geschäftsführer antwortet Der Krieg Russlands gegen sein Nachbarland Ukraine, die drastisch steigenden Kosten für Lebensmittel und Energie in den Ländern der EU, zahlreiche Maßnahmen der Bundesregierung, um die Bürgerinnen und Bürger zu entlasten: 2022 war ein Jahr mit vielen herausfordernden Ereignissen; ein Jahr, das viele Menschen verunsichert hat. Mit Blick auf die gestiegenen Preise für Erdgas, Strom und Wärme stellen sich den Kundinnen und Kunden der Stadtwerke Meerbusch viele Fragen. Tafil Pufja ist Geschäftsführer des kommunalen Energieversorgers und er beantwortet hier einige der Fragen, die ihm in diesen brisanten Zeiten besonders oft gestellt werden. Werden die Preise für Erdgas, Strom und Wärme weiter steigen? Ich würde mir wünschen, dass sie das nicht tun! Aber tatsächlich kann diese Frage niemand wirklich verlässlich beantworten. Was nahezu alle Expertinnen und Experten sagen: Die Preise für Energie werden absehbar nicht auf das Niveau von 2021 zurückkehren. Deshalb halte ich die Maßnahmen, die die Politik beschlossen hat, für extrem wichtig: Dezember-Soforthilfe und Preisbremsen ab 2023, um die Verbraucherinnen und Verbraucher zu unterstützen. Längerfristig hilft gegen hohe Preise für Energie nur, wenn wir hierzulande unsere Abhängigkeit von fossilen und klimaschädigenden Energieträgern ändern, und das in einem deutlich höheren Tempo als bisher. Und sobald die Beschaffungskosten sinken, geben wir auch das an unsere Kund:innen weiter. Ist unsere Versorgung mit Erdgas in der kalten Jahreszeit sicher? Ich bin sehr optimistisch, dass wir gut über diesen Winter kommen. Die Bundesnetzagentur bewertet die Gasversorgung in Deutschland derzeit als stabil, die Versorgungssicherheit als gewährleistet. Das kann sich allerdings ändern, je nachdem wie kalt es wird. Aber natürlich haben der Krieg und die daraus resultierende Energiekrise uns sehr deutlich Lücken aufgezeigt, gerade auch in unserem bisherigen System der Energieversorgung. Jetzt gilt es, diese Lücken kurzfristig pragmatisch zu schließen. Mittel- und langfristig brauchen wir moderne Technologien. Der Weg, den wir in der Energiewirtschaft eingeschlagen haben, ist meines Erachtens richtig: LNG-Terminals errichten, Erzeugungskapazitäten aus der Reserve holen und – vor allem – die Erneuerbaren viel schneller ausbauen. Ich bin zuversichtlich, dass uns das gelingt. Welchen Beitrag leisten die Stadtwerke zum Energiesparen? In allen unseren Büros liegt die Temperatur bei 19 Grad, so wie es für diese Heizperiode gesetzlich vorgeschrieben ist. Dadurch sparen wir etwa 20 bis 25 Prozent Energie. Natürlich verzichten wir auch auf überflüssige Beleuchtung. Ich bin sehr froh über unseren neuen Firmensitz. Das Flachdachgebäude ist ein sogenanntes Effizienzhaus 55. Das ist ein von der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) entwickelter Standard. Er bedeutet unter anderem, dass das Gebäude lediglich 55 Prozent der Energie eines konventionellen Neubaus verbraucht. Außerdem beschäftigen wir uns intensiv damit, in Meerbusch erneuerbare Energien selber zu erzeugen. Wir sind zum Beispiel mit Partnern aus der Region in Gesprächen, um entlang der Autobahnen um Meerbusch Photovoltaik-Projekte umzusetzen. Darüber hinaus haben wir im letzten Jahr beschlossen, mit anderen Stadtwerke-Partnern stärker in die Erneuerbaren zu investieren. Unser Ziel muss es sein, regional autarker zu werden. Auf unserem Wasserwerk „Fellerhöfe“ geht noch 2022 eine große Photovoltaikanlage in Betrieb. Die gesamte Stromerzeugung wird vor Ort verbraucht. Solche Maßnahmen sind für die Zukunft notwendig. Was können Verbraucher:innen tun, die ihre Rechnungen nicht zahlen können? Es gehört zu unserem Selbstverständnis als kommunales Stadtwerk, niemanden im Stich zu lassen. Deshalb haben wir Anfang des Jahres beispielsweise einige hundert Kund:innen aufgefangen, deren Energie-Anbieter insolvent gegangen sind. Wer angesichts der hohen Kosten für Energie jetzt in Zahlungsschwierigkeiten gerät, kann sich vertrauensvoll an uns wenden. Beispielsweise bieten wir sogenannte Abwendungsvereinbarungen an, mit der offene Rechnungsbeträge in Raten gezahlt werden können. Wir stehen außerdem in einem guten Kontakt mit der Arbeiterwohlfahrt im Kreis Viersen, die Bürgerinnen und Bürger in finanziellen Schwierigkeiten berät. Diese Kooperation ist in Zeiten der Inflation hilfreich für Rat suchende Menschen. Wenn Sie konkreten Beratungsbedarf haben, wenden Sie sich gerne mit einer Mail an uns! Wie gehen die Stadtwerke damit um, dass möglicherweise auch Mitarbeitende in finanzielle Engpässe geraten? Ich habe schon vor einigen Monaten allen Kolleginnen und Kollegen einen offenen Brief geschrieben. Wer angesichts der Inflation Probleme bekommt, möge auf mich oder die Personalabteilung zugehen. Miteinander reden und gemeinsam Lösungen finden: Das ist mir wichtig und das funktioniert auch ohne Krise. Wie wahrscheinlich ist ein Blackout in unserer Region? Ein Blackout, also ein länger andauernder und überregionaler Ausfall der kompletten Stromversorgung, ist für unsere Region ebenso wie für ganz Deutschland extrem unwahrscheinlich. Unsere Stromnetze hierzulande sind sehr gut abgesichert: Vier sogenannte Übertragungsnetzbetreiber kontrollieren rund um die Uhr ihre Stabilität. Sie synchronisieren die Einspeisung von Strom ins Netz und den Verbrauch durch Haushalte und Industrie. Würde eine Überlastung drohen, würden zuerst große Stromverbraucher wie Stahlproduzenten vom Netz getrennt. Erst wenn nichts mehr ginge, würden die Übertragungsnetzbetreiber kommunale Energieversorger wie uns Stadtwerke anweisen, bestimmte Teile der Stromkreise der Stadt abzuschalten – und das auch nur für maximal 90 Minuten. Dieses kontrollierte Abschalten nennt man Brownout. Und auch dieses Szenario ist sehr unwahrscheinlich. Ist es wichtig, dass die Bürgerinnen und Bürger weiterhin Energie sparen? Unbedingt! Fachleute sprechen mit Blick auf das Energiesparen und die höhere Energieeffizienz nicht umsonst von schlafenden Riesen der Energiewende: Szenarien für Deutschland und für die Welt insgesamt zeigen, dass wir die angestrebte Klimaneutralität nur dann schnell genug erreichen, wenn wir die vorhandenen Einsparpotenziale erschließen. Und das würde auch den Ausbau der erneuerbaren Energien stark entlasten: Verbrauchen wir deutlich weniger Energie, sind auch deutlich weniger Windräder, Solaranlagen und Wasserstoffimporte nötig. Wie helfen die Stadtwerke Meerbusch den Bürger:innen dabei, Energie zu sparen? Wir stellen den effizienten Einsatz von Energie in den Mittelpunkt unserer Kommunikation: Flyer, Jahreskalender, eine Sonderausgabe unseres Energie Magazins, ein eigener Bereich auf der Webseite – über alle diese Kanäle informieren wir die Menschen in unserer Region über das, was sie konkret beitragen können. Und natürlich unterstützen wir unsere Kundinnen und Kunden durch konkrete Lösungen wie ein Pachtmodell für klimafreundliche Heizungen und Photovoltaik, Wallboxen und den Ausbau von E-Ladesäulen. In neu entstehenden Quartieren wie dem Bauprojekt Am Schwarzen Pfuhl in Neersen kombinieren wir diese und andere modernste Technologien miteinander. Wohnen smart zu gestalten, ist ein wichtiger Weg zu einer zukunftsorientierten und ressourcenschonenden Energieversorgung. Sie haben noch weitere Fragen an die Stadtwerke? Schreiben Sie uns gerne. Tafil Pufja, 45, Wirtschaftsingenieur, leitet die Geschäfte der Stadtwerke Meerbusch seit April 2020. Energie besser nicht verbrauchen Wussten Sie, dass wir die meiste Energie im Haushalt fürs Heizen benötigen, gefolgt vom Stromverbrauch für unsere vielen Elektrogeräte? Erfahren Sie mehr dazu, wie Sie schon durch kleine Veränderungen eine deutliche Menge an Strom, Gas und Wasser sparen können. Denn die beste Energie ist die, die wir nicht verbrauchen!