26. Februar 2024 Aktuelles | Über uns „Großanlagen sind für uns reizvolles Neuland“ Dimitrios Trentos leitet bei den Stadtwerken Meerbusch Großprojekte im Bereich Photovoltaik, Wärmepumpe, Gebäudethermografie und Elektromobilität. Faktoren, die für eine nachhaltige Quartiersplanung wichtig sind. Im Interview erklärt der 50-Jährige, warum Zeit dabei eine Schlüsselrolle spielt. Herr Trentos, zuletzt hat das Heizungsgesetz die Verbraucherinnen und Verbraucher stark verunsichert. Können Sie das nachvollziehen? Natürlich. Ich plädiere dennoch dafür, nicht in Panik zu geraten. Vom neuen Heizungsgesetz ist ein geringer Bestand älterer Anlagen betroffen. In Meerbusch sind die meisten Heizungen mit der Brennwerttechnik ausgestattet. Und die können erstmal weiterbetrieben werden. Also doch nicht auf eine Wärmepumpe umsteigen? Dafür muss im Vorfeld geklärt werden, ob die technischen Voraussetzungen für den Umbau überhaupt vorhanden sind. Wenn alle Parameter passen und die alte Heizung das entsprechende Alter erreicht hat, sollte man es tun. Wenn jemand im vergangenen Jahr eine Gasheizung eingebaut hat, dann besteht vorerst keine Notwendigkeit, sie zu tauschen. Wenn aber ein Haus vererbt oder verkauft wird, kann die Umstellung auf regenerative Energieträger sinnvoll sein. Welchen Weg gehen die Stadtwerke bei der Quartiersentwicklung? Bei bestehenden Quartieren bauen wir die Energieversorgung nach und nach auf Erneuerbare um. Im ersten Schritt setzen wir dabei auf Hybridanlagen. Sie nutzen noch einen geringen Teil fossiler Energie, um hohe Temperaturen zu erzeugen. Im nächsten Schritt stellen wir dann auf Industriewärmepumpen um. Seit Anfang des Jahres bereiten wir die Installation einer solchen Großanlage für Ostara vor. Das ist für uns extrem reizvolles Neuland! Weshalb? Industriewärmepumpen wurden in Wohnquartieren in Meerbusch noch nicht verbaut und an die Versorgung angeschlossen. Das Vorhaben ist ein spannender Feldversuch. Wir werden die Wärmepumpe neben der Heizzentrale, in einem Container an der Marie-Curie-Straße 1, platzieren und beide über Rohrleitungen verbinden. Dann starten wir die Testphase, bis die zwei Systeme einwandfrei funktionieren und richten am Ende die gesamte Infrastruktur neu aus. Wie lange wird das dauern? Ich schätze, dass wir Ostara spätestens 2028 komplett über die Großwärmepumpe versorgen werden. Das ist eine lange Zeit! Der Faktor Zeit spielt bei all unseren Planungen eine zentrale Rolle. Denn alle zukunftsfähigen Projekte erfordern eine genaue Analyse, Kalkulation, Tests, Modifikationen und umfangreiche Baumaßnahmen. Das bedeutet übrigens auch einen immensen finanziellen Aufwand. Sind Neubaugebiete in der Planung einfacher? Nein, sie sind komplexer. Wenn wir über die Entwicklung neuer Quartiere nachdenken, spielen viele Fragen eine Rolle. Wurde ausreichend Photovoltaik bedacht? Gibt es einen Batteriespeicher, in dem Energie aus den Solar-Anlagen eingespeist und entnommen werden kann? Sind genügend Ladesäulen vorhanden? Wie kommunizieren die einzelnen Teile miteinander? Wenn wir Neubaugebiete planen, steckt dahinter das Konzept von Smart Cities: Bedarf und Verbrauch von Wohngebieten über intelligente Lösungen effizient zu steuern und damit weniger bis gar keine fossilen Energieträger zu nutzen. So bald werden wir also nicht von fossiler Energie loskommen? Wir werden noch eine gewisse Zeit brauchen in Bestandsgebieten. Wird neu gebaut, dann nur noch mit regenerativen Energien. Der Wandel erfordert bei uns ein Umdenken, und er beansprucht Zeit. Meine Haltung ist die: Diese Erde, auf der wir leben, wurde uns geschenkt. Wir sollten ihr so wenig wie möglich schaden. Vielleicht gehen kommende Generationen behutsamer mit dem Planeten um, anders als wir es bisher getan haben. Zur Person Dimitrios Trentos leitet bei den Stadtwerken Meerbusch die Abteilung Kundenlösungen für Geschäftskunden. Er ist seit 34 Jahren bei den Stadtwerken und kennt die Region und ihre energetischen Bedarfe wie kein anderer. Was ist Ostara? Nachdem im Jahr 2004 der Keramik- und Fliesenhersteller Ostara seinen Betrieb einstellte, entstand rund zehn Jahre später auf dem 14 Hektar großen Gelände im Zentrum Osteraths ein Wohn- und Gewerbegebiet. Die Wärme- und Kälteversorgung stellen wir durch ein Blockheizkraftwerk sicher und versorgen Anwohnende und den ansässigen Supermarkt mit sogenannter Fernwärme.